Wadi Rum

Jordanien ·   ·  5 min zu lesen

In Jordanien waren wir in einer Wüste, wie ich sie noch nie gesehen habe. Das Land der Nabatäer hat sich uns ja auch schon zuvor mit beeindruckenden Landschaften gezeigt. Da gibt es das tote Meer, in dem jeder leichte Gedanke noch etwas schwereloser erscheint. Es gibt das Gilead-Gebirge, das seinem episch klingendem Namen durchaus gerecht wird mit seinen beeindruckenden Sandstein-Formationen. Und es findet sich eben auch diese unnatürlich aussehende, rote Wüste. Das Wadi Rum.

Schon unsere Anfahrt in das Naturschutzreservat war ein Panorama. Je näher wir dem Gebiet kamen, desto höher und röter türmten sich aus dem flachen Boden emporsteigende Fels-Riesen. Im Gegensatz zum eher mildem Klima in Petra wurde es auch minütlich spürbar wärmer je tiefer wir aus dem Gebirge herausfuhren. Etwas beschwerlich war die Anfahrt aber auch, denn wir mussten ob der schönen Landschaft beinahe zwanghaft alle paar hundert Meter kurz anhalten um ein paar Fotos zu schießen.

Die durch Filme wie “Star Wars”, “Der Marsianer” oder dem uns völlig Unbekannten aber hier wohl am beliebtesten “Lawrence of Arabia” berühmte Wüste ist aber leider auch ein großer Touristen-Magnet. Das war dann auch schnell spürbar in der Art und Weise, wie wir unsere Übernachtung erreichen sollten. Einmal im zentralen Anlaufpunkt “Rum” angekommen, einem winzigen aber komplett vom Tourismus vereinnahmten Dorf am Rande der Wüste, lief alles ziemlich routiniert ab. Wir wurden direkt am Hauptparkplatz abgefangen und nach unserer Buchung gefragt. Auf die Herausgabe dieser wertvollen Information hin kam direkt ein Jeep, ein “4x4er”, zu unserer persönlichen Beförderung.

Ohne Kommentar bekam ich ein Handy in die Hand gedrückt durch das ich über den “Deal” informiert wurde. Es sei wohl ein “Missverständnis” gewesen dass wir über Booking.com einen so geringen Preis gezahlt hätten. Der Transport von Rum zu unserem Camp sei nicht im Preis inbegriffen. Das wären dann nochmal 35 Euro extra, also gut das Dreifache unseres Übernachtungspreises. Wir könnten aber stattdessen auch eine Wüsten-Tour mit einem 4x4er machen, das wären dann insgesamt um die 120 Euro. Wir hatten, bei anderen Camps, schon von dieser Abzocke gehört, aber uns auch schon überlegt, ob wir nicht vielleicht doch eine Tour machen sollten, einfach um etwas mehr als nur den Sonnenuntergang und die unmittelbare Umgebung unseres Camps zu besichtigen. Widerwillig stimmten wir also diesem “Freundschaftspreis” zu und stiegen in den Wagen.

Nach einigen Minuten ruppiger Fahrt mitten durch die Wüste und zahlreichen neuen blauen Flecken (Ich wusste nicht wie hart meine Kamera wirklich ist) kamen wir schließlich in unserem Camp an. Und viel mehr als eine Gruppe fest installierter “Beduinen-Zelte”, einem Aufenthaltsraum und einem geteilten Bad war es dann auch nicht. Wir wurden direkt zu einer kleinen Wanderung losgeschickt um noch rechtzeitig am “Sunset-Point” anzukommen. Der war aber auch genau das was er versprach. Wir suchten uns ein ruhiges Fleckchen auf der kleinen Anhöhe und genossen den Traum eines jeden romantischen Kommunisten. Weit und breit rote Idylle, rote Berge und sogar rot behängte Kamele. Doch allzu schnell wurden wir wieder in die Mühlen des Kapitalismus gezogen, wurden Zeugen der vermeintlich beduinischen Kochweise. Eine im Sand vergrabene Etagere voller Fleisch und Gemüse wurde vor unseren, eher mittelmäßig interessierten, Blicken ausgegraben und anschließend serviert.

Gegen späten Abend haben wir uns dann wieder vom Rest der Gruppe gelöst und konnten den wirklich tollen Sternenhimmel über Wadi Rum in aller Ruhe genießen. Wir konnten die Milchstraße und Tausende, von unserem geschulten Auge unidentifizierten Sterne in völliger Stille auf uns wirken lassen. Wir sahen auch neue Sternkonstellationen wie das “ächzende Kamel” oder den Gürtel des Nabatäers über unseren Köpfen vorbeiziehen. Begleitet von gelegentlichen Sternschnuppen konnten wir so die letzten Tage Revue passieren lassen.

Am nächsten Morgen wurden wir unerwartet früh geweckt. “The wrong tent, I am sorry” bekam ich um 5:30 Uhr durch meine verschlafenen Ohren noch mit als ich mich schon wieder auf dem Weg ins bockharte Bett schleppte. Eine wenig entspannte Stunde später ging es dann auch für uns auf die so kurzfristig gebuchte Wüstentour. Wir besichtigten nacheinander mehrere “Highlights” der Wadi Rum Wüste wie eine Steinbrücke oder eine wohl besonders rote Düne. Dabei hatten wir anscheinend auch Glück darauf bestanden zu haben, möglichst früh starten zu können, denn sonst hätten wir an allen Aussichtspunkten längere Wartezeiten gehabt. So hatten wir die meisten Spots für uns und konnten noch einmal die Wüste in Ruhe betrachten. Das eigentliche Highlight der Tour war aber eher die Fahrt zwischen den wunderschönen Felsen und den besonderen, roten Wüsten-Dünen während der wir an allerlei schönen Ort vorbeifuhren.

Das Wadi Rum war wirklich eine beeindruckende Naturerfahrung die wir auf keinen Fall auslassen wollten. Nur leider hat auch der Tourismus seine Spuren in dieser Wüste hinterlassen und es war nicht immer einfach, dieser Maschinerie aus dem Weg zu gehen. Trotzdem habe ich schon lange keine so gute Gelegenheit gehabt, mich episch wie eine Jedi-Anwärter an eine Felskante zu stellen und über den Planeten Pasaana zu blicken.

Robin

Der Ersteller und Maintainer dieses Blogs. Außerdem scheint er gerne zu jonglieren...

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