Als wir nach Hue kamen waren wir einerseits mal wieder total übermüdet, schlecht gelaunt ob des wässrigen Wetters und ein wenig enttäuscht in der Erwartung ein paar weiterer, vielleicht wenig interessanter Tempel. Aber als wir nach ein paar Tagen weiter in Richtung Norden in den Bus stiegen war die Zeit wie im Fluge vergangen. Vor unseren inneren Augen schwärmten wir noch von den Tempelanlagen, den wunderschönen Spaziergängen bei den Grabstätten einiger vergangener Kaiser und von einem ehemaligen Lost Place, der dank Tik Tok und Co. nicht mehr ganz so Lost war wie er es hätte sein können.
Hue, gelegen im schmalen Zentralvietnam, war lange Zeit eine wichtige Hauptstadt Vietnams. Hier gab es eine ganze Dynastie an Kaisern, die im 19. und 20. Jahrhundert ihre doch recht geschmackvolle Baukunst verbreiteten. Selbst unter der Herrschaft der französischen Kolonialmacht wurde hier, am heiligen Kaiserhof, die Tradition und die Ehrwürdigkeit eines großen Herrschers weiter zelebriert. Ein zentraler Anlaufpunkt dafür ist das historische Zentrum, die sogenannte “Antike Zitadelle”. Obwohl dort zwar nicht ein Hauch der tatsächlichen Antike zu finden ist (Da haben sich ein paar übereifrige Historiker wohl zu sehr in den feuchten Träumen griechischer Philosophen verfangen, und nebenbei 1 1/2 Jahrtausende daneben gegriffen) gibt es hier allerlei zu sehen. Wären da nicht die Amerikaner gewesen, die wohl während dem Vietnamkrieg wie auch während aller anderer von ihnen geführten Kriege (Schaut euch einfach mal Avatar an) Ruinen und Paläste mit Kriegsindustrie verwechselten.
Den heutigen Besuchern bleibt aber dennoch einiges zum Besichtigen, denn die Vietnamesen haben ganze Arbeit geleistet den mehrere Hektar umfassenden Palastbereich zumindest teilweise wieder zu restaurieren. Und so spazierten wir durch die chinesisch-anmutenden Paläste, die ganze Anlage ist nach dem Vorbild der verbotenen Stadt aufgebaut, und entdeckten hinter jeder Türöffnung weitere, prachtvolle Pagodenbauten. Immer wieder mussten wir die Schuhe ausziehen, denn die zahlreichen buddhistischen Tempel verlangen nach einem barfüßigen Bittsteller. Da gibt es dann tolle Runddächer, schöne Holzgebäude mit aufwändigen Wandbemalungen und anderen vietnamesischen Motiven zu entdecken. Immer wieder stolpert man auf dem großen Gelände auch über Bonsai-Wälder und Miniatur-Berge mit kleinen Pagoden und Tierchen drapiert.
Besonders spannend zu beobachten sind auch die vielen herausgeputzten Vietnamesinnen. In Hue, wie auch an vergleichbaren Orten, kommen regelmäßig junge Menschen hin, die sich in einem traditionellem Kostüm von ihren Partnern fotografieren lassen wollen. Da wird dann der typische Spitzhut aufgezogen, ein blumenverziertes Kleid angezogen und im besten Fall noch eine Wasserlilie in die Hand gedrückt. Ob diese Fotos dann auch selbst genutzt werden, oder ob sie eher zur Wahrung des Scheins an die Familie geschickt werden haben wir noch nicht gefragt. Meist sind diese Gäste aber auch viel zu beschäftigt mit ihren eigenen Fotoshootings, da bleibt kaum eine Sekunde zur gepflegten Diskussion mit den seltsamen Touristen mit Safari-Schlabberhut.














