Wir mussten also unsere Taktik ändern. Nach einigen intensiven Überlegungen entschieden wir uns zu einer viel riskanteren Vorgehensweise. Waren die Rundnasen nicht in den Pharaonengräbern zu finden, so wären sie es vielleicht in den Gräbern der gehobenen Oberschicht. Vielleicht, so schlussfolgerten unsere Spürnasen, wäre ein müsahmer Aufstieg zur Begräbnisstätte der Arbeitersiedlung nahe Luxor einen Versuch wert. Die moderne Lokalbevölkerung hielt unser Ansinnen allerdings für vollkommen fehlgeleitet und entzog uns kurzerhand ihre Unterstützung. Nicht eine gespaltene Hufe würden sie für uns krümmen.
Also machten wir uns eigenständig zu diesem Abenteuer auf. Zu wichtig erschien uns dieses Anliegen um es nur wegen ein paar Zweiflern beiseite zu legen. Wir trotzten auch den widrigsten Wetterbedingungen um diese Chance, die möglicherweise einmalige Gelegenheit, wahrzunehmen. Nach einigen Stunden intensivster Suche, etlichen Bestechungen um durch diese seltsamen Gräber geführt zu werden, war es dann letztlich soweit. Wir hatten eine erste Fährte entdeckt. Und, oh mächtiger aller Röchler, was war das nur für ein Fund. Unser Schwartengefühl hatte uns nicht getäuscht. Wir fanden die erste Rundnase. Wir konnten unser Glück kaum fassen, da war sie nun vor uns, eine wahrlich runde Schnauze wie sie eigentlich nur einem röchelnden Wesen zu Leibe stehen kann.

Aber war es wirklich was wir uns erhofft hatten? Wir inspizierten unseren Fund im Detail, suchten nach allen markanten Körpermerkmalen und wurden stutzig. Wo war der Kringelschwanz? Es war selbst in dieser antiken Darstellung das entspannte und freundliche Gemüt eines Röchlers herauszulesen. Die offenherzigen Augen kamen uns sofort bekannt vor, das verschmitzte Lächeln war unverkennbar. Aber dieses eine Merkmal, der wahre Kringel, war einfach nicht zu erkennen. Wir dokumentierten unsere Ergebnisse fein säuberlich und versuchten auch uns mit einem internationalen Expertengremium, maßgeblich aus Deutschland, zu beraten. Was hielt das kritische Fachpublikum von unserem Fund? Wie würden sie das fehlen des Kringels einordnen?
Und wie das in der Forschung nunmal so ist wurden wir schnell von unserem Team auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Größte Zweifel an unserer Interpretation kamen auf. Einige der Experten sahen in unserem Fund sogar nur einen schlichten Ochsen. Wirklich überzeugt schien niemand zu sein. Vielleicht, so schien es uns, hatte ein Platzschwein der Gruppe die Befürchtung, seinen eigenen, selbsterkorenen Status als Urröchler zu verlieren und fühlte sich durch unsere Ergebnisse auf den eigenen Kringel getreten.
Ernüchtert durch die grobe Zurückweisung unseres Teams mussten wir also von vorne beginnen. Wir benötigten einen Neuen, noch klareren Nachweis. Wenn es in ganz Luxor keinen überzeugenden Hinweis eines antiken Grunzens gäbe müssten wir unsere Suche weiter ausweiten. Wir wanderten den gesamten ägyptischen Nil von Süd nach Nord ab, beschnüffelten jeden Tempel den wir finden konnten und landeten schließlich, schon fast verzweifelt, im ägyptischen Museum in Kairo. Hier, im Zentrum der Vorlagen aller Ägypten-Mitbringsel erhofften wir uns einen neuerlichen Erfolg.
Nachdem wir hunderte Schaufenster inspizierten und aberhunderte kleine Figürchen und Sarkophage begutachteten fanden wir dann, unerwartet eindeutig, einen Schatz der Röchelforschung. Ein Relikt, dessen lieblose Platzierung in einem Schaukasten neben völlig unbedeutenden Statuen unsere Gemüter erhitzen ließ. Wie konnte es sein, dass diese außergewöhnliche Darstellung eines frühen Schnüfflers so lange unerkannt blieb. Ja sogar völlig ohne Beschriftung im Museum zu sehen war.

Wir fanden einen metallenen Beleg einer Theorie, die uns nun schon so lange begleitete. Das Urschwein ist wohl im ägyptischen Reich einzuordnen. Diese formvollendete Statue ließ keinen weiteren Schluss zu. Und so gibt sich Ägypten als der Ursprung der domestizierten Röchler zu erkennen. Wohin die Rundnasen jedoch in antiken Zeiten expandierten, wie sie ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben bleibt noch zu erforschen. Auch die Gedankenwelt dieser frühen Exemplare bleibt fürs Erste noch ungewiss und wird daher Forschungsgegenstand unserer weiteren wissenschaftlichen Exkursion bleiben.