Das Superwaljahr

Mexiko ·   ·  5 min zu lesen

Ein neues Jahr, ein neues Fleckchen Erde und die selben Nachrichten wie schon zuvor. Die ganze Welt redet vom kommenden “Superwahl-Jahr”. Vom Drama um die amerikanische Präsidentschaft, von der AFD in den Landtagswahlen, von Frankreich, Russland oder was weiß ich wie vielen Ländern die 2024 darüber entscheiden (oder entscheiden lassen müssen) wer die politischen Geschicke auf unserem schönen Planeten lenken wird. Passend zu diesem Anlass hatten wir uns zu Beginn dieses Jahres etwas besonderes einfallen lassen um dem Hype ums Wählen mit mehr Positivität zu verbinden, statt Frust und Verzweiflung fanden wir Freude und Begeisterung, wir läuteten 2024 als das Superwaljahr ein dass es sein sollte. Auf unserer letzten Etappe in Mexiko machten wir uns für zwei Wochen auf die Reise nach Baja California, der südlichen Verlängerung Kaliforniens die zwar offiziell nicht von den Amerikanern regiert wird, de facto jedoch nahezu ausschließlich von den Amis bevölkert ist.

Angekommen am südlichsten Punkt Bajas spürten wir das auch unmittelbar an den großen Preisen, mit grellen Plakaten ausgeschilderten Party-Locations und dem insgesamt unfreundlicheren Mienen der von den Pauschaltouristen genervten Mexikanern. Los Cabos, das Malle unter den Malles ist eine Stadt die nicht zu erwähnen wäre, wäre da nicht der coolste Schnorchel-Felsen unserer bisherigen Reise gewesen. Nah an der Küste stürzten wir uns ins Wasser, tauchten bis zu 15m hinab ins kühle Blau und fanden uns inmitten von riesigen Fischschwärmen, zwischen verwunderten Scuba-Tauchern und neugierig blinzelnden Hummern. Der Pelican-Rock machte uns Lust auf mehr Wasser und sollte nichts als ein süßer Vorgeschmack auf das werden, was Baja uns zu bieten hatte. Also hüpften wir nach ein paar Stunden der Schnorchelei wieder auf unser eigens bestelltes Taxi-Boot und ließen uns zusammen mit ein paar hungrigen Seerobben auf den Nachbarbooten wieder zur Marina schippern.

Nach unserer Ankunft in Los Cabos ging es dann aber auch schnell in Richtung Norden, nach La Paz, einem gemütlicheren Städtchen an der “Sea of Cortez”, der Meeresenge die zwischen Kalifornien und Mexiko ein Heim für zig Meeresbewohner bietet. Ein mal im Jahr, nicht ganz zufällig genau zum Zeitpunkt unserer Reise, kommen hierher alle möglichen Wale, Haie und andere weitreisende Tiere um sich einmal so richtig den Bauch vollzuschlagen. So sind besonders dort, direkt vor der Küste von La Paz, im Frühjahr tausende jugendliche Walhaie im Wasser um sich am Grill zu laben, das will man natürlich nicht verpassen! Also buchten wir eine der professionell geführten Touren vor die Küste und nach wenigen Minuten der Anfahrt wurden uns die Dimensionen des Superwa(h)ljahres immer bewusster. Wir fanden nicht nur einen oder zwei Walhaie vor unseren staunenden Augen, nein, wir hatten die ganze Zeit die Auswahl zwischen 10-20 dieser faszinierenden Giganten. Also nichts wie reingezwängt in unsere Neoprenanzüge, die Taucherbrille auf die Nase gedrückt und 1, 2, Hopps: Hinein ins kalte Wasser und zu den anmutig an uns vorbei gleitenden Jungtieren. Die “Jugendlichen”, die nebenbei gesagt mit zwischen 20-30 Jahre und vielleicht 8 Meter länge gar nicht so jung aussahen, schwebten an der Wasseroberfläche an uns vorbei und wir hatten alle Mühe in gehörigem Abstand mit ihnen mitzuhalten. Aber das schwerste war wohl, während der Begleittour eines dieser Haie nicht zu vergessen zu atmen, denn atemberaubend war es, ein solch friedliches aber unglaublich spannendes Tier aus nächster Nähe zu beobachten. Mal musste man aufpassen dass der Hai nicht aus Versehen ein wenig zu sehr in die Kurve geht, denn besonders gut sehen können diese Tierchen offensichtlich nicht, mal bekam man es fast schon mit der Angst zu tun wenn einer sein Maul aufriss und da zwar keine Zähne, aber auch kein Ende des Schlunds, zu sehen war. Das Schnorcheln mit diesen Tieren war einfach von vorn bis hinten eine Erfahrung die mit zu den beeindruckendsten unserer Reise gehörte. Diese Tiere, die auch mal gut und gerne 150 Jahre alt werden können, auf einem kleinen Teil ihrer Reise beobachten zu dürfen, ihnen in ihre Augen sehen zu können und dabei nicht völlig auszuflippen war schon eine krasse Sache.

Doch Baja California hatte noch viel mehr für uns zu bieten. Da waren die sagenhaft schönen Traumstrände die sich kilometerweit an den Küsten entlangschlängelten. Da gab es die roten Felsen des bergigen Hinterlandes und die lange in Mexiko vermissten stereotypischen Kakteenwälder im sanften Sonnenlicht. Da gab es die Grauwale der Magdalena Bay die neugierig im Pazifik an uns heranschwammen, die Buckelwale die auch vom Ufer ständig zu sehen waren, deren Rückenflosse und Wasserfontänen uns immer wieder aufforderten eine weitere Wassertour zu machen und die Kolonien von Seerobben mit denen wir schnorchelten und die verspielt und uns meist ignorierend im Wasser planschten. Es war zwar wirklich unglaublich süß zu beobachten wie die jungen Robben einander piesakten, miteinander spielten oder sich auch nur in entspannter Sonnen-Gruppen-Meditation übten, aber eine kurze Körperpflege hätte den bestialisch stinkenden Tieren sicher nicht geschadet. Wir waren umso glücklicher über unsere eigene Schnorchelausrüstung die auch über die Nase ging und so den Gestank einfach aussperren konnte.

Baja California ist ein Paradies für jeden Meeresfan, es gibt dort Orte und Erfahrungen die man ansonsten quasi an keinem anderen Fleckchen haben kann. Wir hatten die Wal Walhaie, Buckelwale, Grauwale, Seerobben und jede Menge andere, kleinere Fische zu sehen und haben uns über jede Sichtung, jede Erfahrung und jede noch so kurze Zeit mit diesen tollen Tieren gefreut wie die Baby-Walhaie.

Robin

Der Ersteller und Maintainer dieses Blogs. Außerdem scheint er gerne zu jonglieren...

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