Nördlich des Bangkokschen Thailand-Äquators befindet sich Chiang Mai, das Zentrum des festländischen Thai-Tourismus’. Dort gibt es Wasserfälle für Jene, die lieber Wasser fallen sehen als tiefe Wasser zu betauchen. Es gibt buddhistische Tempel en Masse und eine Plethora an unterschiedlich hippen Essensmöglichkeiten. Die ganze Innenstadt ist zudem mit grünen Cannabis-Stores gesprenkelt und der einprägsame Geruch intensivsten Rauschs mischt sich Abends mit den Lauten einer trubeligen Party-Kultur.
Die Stadt Chiang Mai schafft es, dass selbst 28 jährige Reisende sich nicht nur alt, sondern sogar uralt fühlen. Unter den abendlichen Gästemengen betrunken-bekiffter Abiturienten fühlte ich mich so fehl am Platz wie selten. Wenn die ersten Smalltalk-Fragen eher in Richtung Abiturnoten und Studienrichtung gehen fühlt man sich so alt wie der Großvater des ältesten Freundes. Klar, ich will natürlich niemandem von seinem Spaß abhalten, aber könnte dieser nicht auch ein paar Blöcke weiter nördlich und ein paar Stunden früher passieren? Auf uns hatte die Stadt, welchen Charme sie vielleicht in weniger touristischen Zeiten mit ihrer eher dörflichen Innenstadt, der gut restaurierten Stadtmauer und den schon erwähnten zahlreichen Tempeln auch haben mag, ihre Wirkung verfehlt. Unsere neue Reiseunterstützung Elisa wiederum fühlte sich, so hatte es zumindest den Anschein, zumindest manchmal angekommen. Hier gab es natürlich viele Mitstudierende und die angebotenen Aktivitäten, den Sticky Wasserfall, die stylischen Restaurants und die Partymeile nebst überfüllten Nachtmarkt hatten sich auch ihren Reiz. Dennoch hat uns allen dreien die Stadt in ihrer touristischen Höchstform wenig gefallen.
An eine Art Ausflug führt aber selbst als alter, rückenschmerzender Reisender kein Weg vorbei. Der Norden Thailands, insbesondere Chiang Mai, ist bekannt für seine Elefanten. So hat sich hier innerhalb der letzten 20 Jahre, nachdem die industrielle Nutzung von Elefanten stärker reguliert wurde, ein neuer touristischer Zweig eröffnet. In jede Himmelsrichtung gibt es sogenannte Elephant Sanctuaries, also Orte, an denen Elefanten in mehr oder weniger artgerechter Haltung gehalten werden um ihnen vordergründig einfach ein besseres Leben nach den enthaltsamen und schrecklichen Arbeiten als Touristen- oder Holzfällerelefanten zu ermöglichen. Eigentlich, so haben wir aber recht schnell bemerkt, ist die Sache mit den Elefanten aber hauptsächlich eine Touristenattraktion unter dem Deckmantel der Tierliebe. Da wir zwar einerseits interessiert an diesen Tieren sind, andererseits aber keine Tierquälerei unterstützen wollten, haben wir uns viele Gedanken gemacht ob und in welches Sanctuary wir gehen könnten. Letzten Endes entschieden wir in eines zu gehen, das garantierte, dass die Elefanten ein großes Gebiet für sich alleine haben und zudem manche Tätigkeiten, insbesondere das Tragen oder zu intime Baden mit den Elefanten, unterließen. Unser Besuch bei den Elefanten war aber dann dennoch eine recht touristische Angelegenheit. Wir durften die vier wundervollen Tiere füttern, ihnen beim Baden zuschauen und am Ende auch noch dem Schlammbad beiwohnen. Dabei schien es die ganze Zeit so, als ob die Tiere zwar Spaß an der Sache hatten, sich aber vielleicht auch schon zu sehr an diese alltägliche Prozedur gewöhnt hatten. Andererseits konnten wir auf unserem Weg auch ganz andere Elefanten-Resorts beobachten, bei denen es den Elefanten sichtlich schlecht ging. Vielleicht gelang es uns also, einen gewissen Kompromiss aus Neugier und Tierwohl zu bewahren.
Letzten Endes hat sich für uns die lange Nachtfahrt in den hohen Norden Thailands nicht gelohnt. Die Stadt selbst war einfach gesagt uninspirierend touristisch und wir hatten ein paar wenig entspannte Tage dort. Zumindest die hiesige Lindy Hop-Tanzschule enttäuschte uns mal wieder nicht und wir konnten noch ein letztes Mal unsere Tanzbeine im bluesigen Takt schwingen. Ein Wiedersehen wird es so bald aber vermutlich nicht geben.






