Die ganze Stadt ist mit bunten Laternen behängt, an jeder Ecke stehen Stände und Menschen mit DIY-Laternen und alle schauen noch etwas glücklicher und freundlicher als normalerweise? Jap, es ist wohl wieder Zeit für einen Feiertag. Holt die Kerzen raus, ladet eure Kamera-Akkus auf, zieht euch warm an: Heute ist das Lotus Lantern Festival in Seoul. Dieser uralte Feiertag an dem, aus irgendeinem Grund schon eine Woche vor dem eigentlichen Datum, der Tag gefeiert wird, an dem Buddha geboren wurde. Wir haben uns heute extra schick herausgeputzt und versucht, für euch ein bisschen von dieser buddhistischen Feierstimmung aufzufangen.
Die ersten Anzeichen für den baldigen Buddha-Purzeltag waren ja eigentlich schon vor 1-2 Wochen zu sehen. In jedem buddhistischen Tempel zu dem wir kamen, und das waren wahrlich viele, wurden hunderte bunte Lampen über die Vorhöfe gespannt. Die süßen Lämpchen, jede Einzelne mit einem dicklichen Comic-Buddha beschriftet, sehen zwar schön aus, versperren aber meistens auch den direkt Blick auf die altehrwürdigen Tempelgebäude dahinter und haben mir als Fotografen eher Kopfzerbrechen als Freude bereitet. Nichts ist schwerer als zu versuchen, die Kamera auf Zehenspitzen stehend mit ausgestrecktem Arm zu betätigen die Lampions aus dem Foto zu manövrieren aber gleichzeitig ein gerades Bild zu bekommen. Nach dem zehnten Versuch gebe ich mich dann meist mit schmerzenden Zehen geschlagen und begnüge mich damit, die Lampendecke oder wenigstens ein kleines, altes Türchen mit schöner buddhistischer Beschriftung abzulichten.
Am Tag des Festivals selbst wurde die Aufregung dann aber spürbar größer. Eine zentrale Straße Seouls wurde komplett vom Stadtverkehr befreit und wurde über den Tag hinweg aufwändig präpariert mit Plastiksitzen für die Zuschauer, Kamera-Türmen für die Remote-Zuschauer und der Befreiung jedweden Hindernisses für den späteren Umzug. Alle 10 Meter gab es einen Info-Stand zu Buddha, einen Ich-Baue-Eine-Eigene-Laterne-Zelt oder einfach nur einen Verkäufer der köstlichen Zimt-Pancakes die es hier in Korea so oft gibt. (Achtung, eine kochende Zucker-Zimt-Nuss-Mischung ist auch noch nach 2 Minuten extrem heiß am Gaumen!). Doch auch im scheinbaren Ausnahmezustand war es den KoreanerInnen wichtig, die Ordnung zu bewahren. Generell könnte man sagen dass wir in Korea eine Kultur gefunden haben, die noch etwas regelverliebter ist als die deutsche. Hier wird sogar geregelt auf welcher Seite des Zebrastreifens du über die Straße zu gehen hast. Bis heute haben wir niemanden gesehen der bei einer roten Ampel einfach so über die Straße gegangen ist, welch ein Kontrast zum Ampel- und Regelbefreiten Verkehr in Indien!! Ja, selbst wenn die Straße komplett verkehrsberuhigt ist wie eben heute, am Tag des großen Umzugs, warteten die KoreanerInnen und damit auch wir leidgeplagten, ungeduldigen Touristen, auf das grüne Männchen das uns erlaubte, die leere Straße zu überqueren.








